Auch Altona hat Gartenkunst! Parallel zu den Großveranstaltungen IBA und IGS, aber diesseits der Elbe in einer Kleingartenkolonie in Hamburg-Altona, realisierten sechzehn Hamburger Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von neuer Gartenlust, gewachsenen Orten – der Heimgartenbund wurde 100 Jahre alt – und drohender Abwicklung – geplant ist der Verkauf der Flächen, um dem Autobahndeckel und neuen Wohnquartieren Platz zu machen – ortsbezogen Arbeiten in den Garten-Parzellen des Heimgartenbundes Altona. »Laubenland« fand 2013 auf Initiative der Künstlerinnen Tonia Kudrass und Doris-Cordes-Vollert als zweitägige Aktion parallel zum 100jährigen Bestehen der Gartenkolonie Heimgartenbund Altona e.V. und fand sowohl bei den Besuchern als auch bei den Künstlern und Teilnehmern der Aktion eine ungemein positive Resonanz. Zwischen beiläufigem Flanieren in der weiträumigen Gartenanlage und der gezielten Suche nach einzelnen Interventionen und Ausstellungs-Objekten ergaben sich vielfältige Kontakte und Gespräche der unterschiedlichen Besuchergruppen diesseits und jenseits der Kunst.
Am Projekt »Laubenland 2013« beteiligte Künstler: Antje Bromma, Doris Cordes-Vollert, Sabine Dibbern, Friedrich Einhoff, Harald Finke, Irmgard Gottschlich, Claudia Hoffmann, Sigrun Jakubaschke, Waltraut Kiessner, Katharina Kohl, KROKO Jutta Konjer/Manfred Kroboth, Tonia Kudrass, Sabine Mohr, Thomas Stordel, Annette Venebrügge, Carl Vetter
,In den Lauben und Gärten schaffen sich die Besitzer/Pächter kleine Paradiese, die sorgsam durch Zäune und rechtwinklige Grundrisse von einander abgetrennt sind. Luftbewohner wie Vögel und Insekten durch- und überqueren diese Paradiesgärtlein. Wobei des einen Paradies des anderen Albtraum sein kann. Als vorübergehender Gast werde ich diesen Ort durchkreuzen.
► »Traumhaus« Foto der Arbeit bei flickr,Doris Cordes-Vollert beschäftigt sich mit Grenzbereichen zwischen Wort und Bild durch Problematisierung der Wahrnehmung und unseres Verhältnisses zur Umwelt. Und vom Wunder des mira-bellum-Baums, mit dem Apfel, der steigt und fällt, als Beispiel für die Beobachtung von Wahrnehmungsveränderungen durch Bewegung. In Epikurs Garten lernten seine Schüler immer wieder neu verwundert zu schauen...
► www.do-riss.de+ Foto: Sabine Dibbern
,Vor 15 Jahren bin ich auf‘s Land gezogen und arbeite seit dem als Schäferin, nicht mehr als Künstlerin. Jetzt habe ich mich trotzdem einladen lassen zur Gartenarbeit, mich in die Stadt holen lassen, wie das Land in die Parzelle. Ich versuche anzuknüpfen: Installation mit Haus und das Thema ist der Ort...
+ Foto: Friedrich Einhoff
,Einhoff hat seine Kunst in Zwischenräumen untergebracht. Dort, wo Zeichnung in Malerei übergeht (und umgekehrt); wo ein Auftauchen ein Erlöschen ankündigt; wo die Leere, die ein Schädelumriss einschließt, insgeheim eine Sättigung in sich trägt; wo Leben sich in Totenstarre zu verpuppen scheint. (Werner Hofmann, 2008)
+ Foto: Katharina Kohl
,Die Vielfalt des gärtnerischen Pflanzenpotentials – bis hin zum „Eingriff der Pflanze“: ein Orangenbaum komponiert Pflanzenmusik oder lässt PflanzenSchrift-Graphiken entstehen.
► www.haraldfinke.de+ Foto: Katharina Kohl
,Das blaue Objekt „Pflanzencafe“ stellt die Situation dar, in dem ein Mensch mit einer Pflanze am Tisch sitzt. Was ist wohl das Thema ihrer Unterhaltung? Es wird in einer mit blauem Stoff ausgeschlagenen Schiebkarre platziert und im Garten hingestellt. Der Dialog mit der Natur ist für Stadtmenschen ungestört und ausgiebig oft nur in ihrem liebevoll gestalteten Schrebergarten möglich. Die Installation symbolisiert übergeordnet diese kostbare Möglichkeit, sich mit der Natur zu verbinden. Wird diese abtransportiert oder wurde die Schiebkarre zu früh beladen?.
► www.irmgardgottschlich.de+ Foto: Katharina Kohl
,Ich suche über die Form des Allgemeinen die Form des Besonderen. Pflanzen dienen mir als Objekt der Anschauung und als Inspirationsquelle.
► www.cmmhoffmann.deFoto: Sigrun Jakubaschke
,Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit der künstlerischen Umsetzung von „Reisen“. Hierzu dienten meine eigenen langen Aufenthalte in China und Rom, sowie Benin und Accra als Ausgangsbasis. Im Heimgarten, einer kleinen Idylle in der großen Stadt Hamburg, wird mein Blick für das Kleine, Besondere, den hier vorhandenen Pflanzen- und Tieren als ein Mikrokosmos geschärft. Meine eigene Vorstellung einer wilden und ungezügelten Natur erlebe ich dazu im Kontrast und finde diese z. B. in den frühen Reiseberichten von Alexander von Humboldt „Die Reise nach Südamerika“ um 1800. Den Kontrast von früher Naturerfahrung und dem Leben heute in der zivilisierten Welt, werde ich mit dem Thema „Orinoco“, einer Installation auf einer 3 m2 großen Wiesenfläche, zum Ausdruck bringen, in Huldigung und Widmung an den großen Naturforscher Alexander von Humboldt.
► www.jakubaschke.de+ Foto: Katharina Kohl
,Die anfänglich rein malerische Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur wird neu definiert durch den Einsatz transparenter Materialien. Zunächst auf der Fäche, dann aber auch als Konstellationen im Raum. Sie verweisen auf Vielschichtigkeit, Vieldeutigkeit und thematisieren das Ungesicherte unseres Selbstverständnisses. Fundstücke, auch Postkarten, Fotos und Texte aus der Literatur geben Impulse und werden umgedeutet.
► www.kunstraumhasselbrook.de+ Foto: KROKO
,In die Kleingarten-Kolonie „Heimgartenbund Altona“ installieren wir neue Fotografien. Wir inszenieren uns in urwüchsigen Landschaften und auf Brachflächen mit dort abgestellten alten Haushaltsgegenständen. In Folie eingeschweißt und an Stöcken befestigt, richten sie die Aufmerksamkeit des Betrachters auf Natur und Zivilisation.
► www.kroko.name/laubenland.html+ Foto: Jens-R. Hasche
,»Rat-Racers« und »Mini-Beasts«: Tierisches Spielzeug aus Fernost zitiert und ergänzt – fast ironiefrei – die kunstvoll-künstlichen Arrangements einiger Kleingartenbesitzer.
► www.toniakudrass.de/TK_laubenland1.html,Luftgefüllte schwarze Folienkörper schweben je nach Temperatur am Fahnenmast über den Schrebergärten. Die Folienkörper verbinden mehrere Punkte im Luftraum wie eine Girlande.
► Thomas Stordel bei LaubenlandFoto: Katharina Kohl
► www.carlvetter.de