»Laubenland« führt die Bereiche Kunst und Garten in einer zweitägigen Ausstellungs-Aktion zusammen und findet in dem traditionsreichen und in den angrenzenden Stadtteilen Altona/Ottensen und Klein-Flottbek sehr beliebten Kleingartengelände Heimgartenbund Altona e.V. statt. Die Künstlerin und Initiatorin Tonia Kudrass lädt hierzu zwanzig Künstler*innen aus Hamburg und Umgebung ein, Arbeiten als „künstlerische Intervention“ direkt vor Ort in den Gartenparzellen zu realisieren und auszustellen. Intervention? Ein Schrebergarten ist kein White Cube. Natürliche Prozesse und Erscheinungen, auch kulturelle Überformung, emotionale Zuordnungen und persönlicher Gestaltungswille haben ihn bereits definiert. Am 25. Und 26. Juni stellt die Gartenkolonie Heimgartenbund Altona bereits zum fünften Mal (seit 2013) den Rahmen für „Laubenland“, dem zeitgenössischen Diskurs von Kunst und (Klein-)Garten. Die intervenierenden Künstler:innen greifen die Besonderheiten solcher Gartenräume gedanklich und substantiell auf und erweitern sie zugleich auf andere Felder, die durch die jeweils eigenen künstlerischen Kontexte in das Projekt hineingetragen werden. Jede Station dieses Beziehungsgeflechts löst Wahrnehmungen und Assoziationen aus, die auf den nächsten Bezugspunkt reflektieren und den Parcours durch das Laubenland auf eine im Wortsinn beiläufige Weise ästhetisch erschließen.
Am Projekt »Laubenland 2022« beteiligte Künstler: Ina Arzensek, Lola Bott, Dorothea Carl, Doris Cordes-Vollert, Sabine Dibbern, Reinhold Engberding, Karoline Hassell, Dorothea Heinrich, Ralf Jurszo, Katharina Kohl, Jutta Konjer, Tonia Kudrass, Sabine Mohr, DG Reiß, Eva Riekehoff, Sylvia Schultes, Lola Stordel, Thomas Stordel, Youssef Tabti, Annette Venebrügge, Nobuko Watabiki, Wiebke Johannsen
,Zwischen Quecke und Giersch – Gespräche vom Boden her:* Spitz und widerständig vernetzt verteilt sich die zart stängelige Quecke im Schatten des sanftblättrigen Gierschs, der mit hohem Blütenstand, wenn man ihn wachsen lässt, den kahlen Unterbau knorriger Gartenhecken beschattet und begrünt. Beide ungeliebt, als Unkraut beschimpft, nicht systemrelevant und nicht ausrottbar, wachsen sie in den Spalten und unbeachteten Ecken vergangener Pleiten immer wieder und erfrischen unsere Phantasie wie die Kunst.
*Pflanzen- und Wörtersammlung als Überschreibung vergangener Ordnungsversuche Meere zu begradigen.
,Ausflug. Hinterlassenschaften verschwundener Vögel. Leere Futter-Netze, wieder aufgehängt.
Und einige leere Nester auf Stangen...
,Zwölf* frische Astholzabschnitte einer heimischen Eibe** (Taxus baccata) werden geschält, wonach sie die Farbe von menschlicher Haut oder frischen Knochen haben. Sie werden dann an einem Ende überzogen mit Damennylons***, die wiederum mit je 144**** alten, nicht mehr keimfähigen Trockenerbsen***** gefüllt sind. Schwarzer Industriefilz****** bildet den Bildhintergrund*******. Auf dem Filz tummeln sich lose zudem 14********Erbsen.
Foto: Reinhold Engberding
Blütenbäume – Blütenträume
,Entstehende und vergehende Wesen
Zerbrechliche Hüllen – Zerklüfteter Stamm
,Der Wald in mir. In diesen Wald einzutauchen ist eine Katharsis. Immer tiefer laufe ich hinein, entschwinde der Welt. Bin nur hier.
*(D21/6728) 03.02.2021, Darß 2021, Fineprint, 7+2
,Diese private Floristik zeigt eine kleine Sammlung von Digitaldrucken nach kleinformatigen Gemälden von Gift-und Zauber-Pflanzen. Warum „Zauberpflanzen“? Zum Teil wurden diese Pflanzen schon in der Antike für medizinische Zwecke verwendet, manche hielt man für Bestandteile der „Flugsalbe“, und viele werden auch heute noch von Magie-kundigen Menschen in einem rituellen Rahmen zur ganzheitlichen Heilung und Bewusstseinserweiterung benutzt.
,KTEXT
► www.ralfjurszo.net
,Unsere Installation „SÄEN“ ermöglicht einen Austausch durch den direkten Materialkontakt. Eine Spur zu physischer und geistiger Nahrung wird durch die Platzierung im Kunst-Imbiss* gelegt.
*Der Kunst-Imbiss wird dieses Jahr mit verschiedenen Lesungen und einer besonderen Auswahl an Werken – die sich im weitesten Sinne mit Nahrung befassen – zum Gespräch einladen.
,ich möchte dieses Jahr im Laubenland den „Rejnok Attuj Tiergarten“ errichten. Eine Gartenparzelle wird mit Tier-Schattenrissen bevölkert. Tiere bevölkern und beleben einen Garten.
,Theater/ Wolken/...
Verschleierung
► Das Archiv in den Wolken – ein Text
von Wiebke Johannsen zur Arbeit von Tonia Kudrass
,Die Arbeit „Resonanzmuster“ bezieht sich auf eine wissenschaftliche Arbeit von Utkan Demirci and Sean Wu (Stanford University), die Resonzmuster durch die Beschallung von Herzzellen mit Tönen erzeugt haben. Diese Muster erscheinen mir auch im visuellen, ästhetischen Bereich allgemein gültig und können in ihrer Symmetrie und Harmonie als künstlerische Zeichen für sich stehen.
*Utkan Demirci and Sean Wu use acoustics to manipulate heart cells into intricate patterns. A simple change in frequency and amplitude puts the cells in motion, guides them to a new position and holds
them in place. Utcan Demirci and Sean Wu use acoustics to manipulate heart cells into intricate patterns.
,Große orangegelbe Kreise sind auf drei Flächen des Holz-Hauses in der Parzelle 379 angebracht und verwandeln es zu einem hölzernen dreidimensionalen Bildgrund. Ein Wochenende lang stellt sich das Haus als Kunstwerk/Bild dar.
FÄLLT WEGEN KRANKHEIT AUS!
,In der Antike waren Lesungen und Diskussionen
ein fester Bestandteil des Kulturlebens. Die Bücher „Menschenwürde“ und „Texte zur Freiheit“ stehen im Garten zur Verfügung. Sie können gelesen, Passagen können markieren werden und sind zur Anregung für Gespräche gedacht.
*Die vorgestellte Arbeit wird die Fortsetzung des bereits durchgeführten Projekts im Jahr 2019 sein. Da ich die aktuelle weltpolitische Lage leider noch klarer finde als vor drei Jahren, habe ich mich dazu entschlossen, das Projekt zu verlängern. Es wurde schon viel über Menschenrechte geschrieben, aber leider gibt es noch immer zu wenige Ansätze, gute Ideen in die Tat umzusetzen.
,Das Projekt „Reisig" zeigt gerollte Klarsichthüllen, die mit kleinen Zweigen zusammengesteckt und verbunden sind. Die Plastikhüllen sind Altlasten meiner 30jährigen Berufstätigkeit, die Haselnussreiser Altholz aus meinem Garten.
Foto: Jens-R. Hasche
► http://www.nobukowatabiki.jpKatharina Kohl und DG Reiß bereichern ihre bewährte ambulante Kunstversorgung für Besucher*innen im Kunst-Imbiss dieses Jahr um ihre Installation „Säen“. Ein erweiterter Aktionsort im Laubenland mit Gesprächen, Austausch und taktilen Erlebnissen.
► www.kunst-imbiss.de
Am Donnerstag 23. Juni um 19 Uhr brachte der NDR Hörfunk in seinem Kulturjournal ein Interview mit Initiatorin Tonia Kudrass, Doris Cordes-Vollert als beteiligte Künstlerin und der Architektin Gudrun Geest als Besucherin. Sehr hörenswert (aber noch nicht online).
► NDR 90,3 Podcasts hören
► NDR 90,3 Hörfunk Kulturjournal
Bei Anruf Kultur – nicht nur für sehbehinderte und mobilitätseingeschränkte Besucher*innen: eine Stunde akustisch durchs Laubenland flanieren! Mit Wiebke Johannsen als Guide durch die Ausstellungsaktion. Zuhören, fragen und sich austauschen. Am Sonntag, 26. 06., um 15 Uhr.
► Bei Anruf Kultur: Informationen
Wer vor der Kunst-Muße im Laubenland noch etwas Sport treiben will, bucht die Art-BIKETour »Drinnen & Draußen«, eine von der Galeristin Angela Holzhauer geleitete Kunstführung per Fahrad. Sie macht am Samstag, 25. 06., um 15 Uhr bei uns Station. Start: 14 Uhr, Treffpunkt: Fahrradhof Mercado, Große Rainstraße 18.
► Art-Bike im altonale-Programm
Laubenland geht nun in die fünfte Runde – diesmal eine Woche nach Eröffnung der altonale am zweiten Festival-Wochenende am 25. Juni. Als Kunst-Ort im Rahmen der kunst altonale und somit in den altonale-Medien (Programmheft, Website) sowie mit eigenen Flyern präsent.
► Laubenland im altonale-Programm